MacTarbh

Donnerstag, 31. Dezember 2015

"Meine Kinder, es ist die letzte Stunde. Ihr habt gehört, dass der Antichrist kommt und jetzt sind viele Antichriste gekommen. Daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist." (1. Joh. 2, 18)

Liebe Brüder und Schwestern!

Mit diesem dramatisch und mittelalterlich (man denke nur an den "Ehrwürdigen Jorge" aus dem Film "Der Name der Rose") anmutenden Bibelwort möchte ich das Jahr 2015 beschließen.

So ein Jahreswechsel ist ja meist ein Zeitpunkt zum Innehalten und zu einem kurzen Rückblick. Es gab in diesem Jahr sicherlich viele schöne und weniger schöne Momente. Wir haben gelacht, geweint, gefeiert, getrauert, geschimpft, uns gefreut, gestritten und uns (hoffentlich) auch wieder versöhnt. Viele von uns fragen sich nun: "Was erwartet mich in 2016? Wie wird das neue Jahr? Was hält dieses neue Jahr für mich bereit? Finde ich das große Glück? Finde ich endlich die große Liebe?" So manch einer möchte nicht einfach abwarten, sondern die Zukunft schon mittels Bleigießen, Orakeln, Kartenlegen etc. im voraus erfahren.

Mal abgesehen davon, dass es sich hierbei um unchristliche Praktiken handelt, von denen wir als Christen die Finger lassen sollten, dürfen wir doch eins nicht vergessen: Unser gesamtes Leben steht in Gottes Hand. Nichts ist für ihn zu groß und nichts zu klein. Nichts kann ihm entgleiten oder durchrutschen. So lasst uns auch im kommenden Jahr unser Vertrauen auf Gott setzen!

Vielleicht noch ein Wort zum Antichristen, der im obigen Bibelvers genannt wird. Das Wort "anti" bedeutet im Altgriechischen weniger "gegen", sondern mehr "anstatt". Antichrist bedeutet also jemanden, der sozusagen an Christi Stelle auftritt. Das bedeutet, dass hier vor allem Irrlehrer gemeint sind, die leugnen, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist und somit die Behauptung aufstellen, Jesus sei nicht der Christus. Derlei Strömungen gab es bereits in der damals noch jungen Kirche, man denke zB an die Gnosis, und derlei Strömungen gibt es auch heute noch. Nicht umsonst mahnt uns die Heilige Schrift: "Prüft alles und behaltet das Gute." (1. Thess. 5, 21).

Für das Jahr 2015 ist nun wahrlich quasi die letzte Stunde gekommen. Ich würde mich sehr freuen, wenn mir die geneigte Leserin bzw. der geneigte Leser auch im kommenden Jahr 2016 die Treue hält. Die Bibel, die für uns Christen das inspirierte Wort Gottes ist, ist ein großer Schatz und ich versuche immer wieder gern, Euch das eine oder andere Kleinod aus diesem Schatz näherzubringen.

Ich wünsche Euch für 2016 alles erdenklich Gute, Gottes reichen Segen und vor allem Gesundheit, Gesundheit und Gesundheit!

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

© Br. Colin MacTarbh MMXV

Freitag, 25. Dezember 2015

Die Kirchenmaus und die Bienenwachskerze

Es war einmal eine arme Kirchenmaus, die lebte in einer großen, schönen, aber kalten Kirche. Leider gab es hier nur wenig zu fressen, deshalb fiel es der kleinen Maus gleich auf, als eines Tages in der Adventszeit ein süßer Honigduft durch die Kirche zog. „Hm“, schnupperte das Mäuschen. „Woher kommt dieser herrliche Duft?“ Und es folgte seiner Nase. Nicht lange, da stand die Kirchenmaus vor einer großen Bienenwachskerze, die zwischen Tannenzweigen aufgestellt war. „Oh, riechst Du schön!", sagte das Mäuschen. „Und wie ich erst leuchte!“, erwiderte die Bienenwachskerze. „Das würde ich gerne einmal sehen“, sagte das Mäuschen. „Ich bin immer nur in der Kirche, wenn keine Lichter mehr brennen.“

So beschloss die Bienenwachskerze, dass sie einmal für die Kirchenmaus ganz allein leuchten wollte. Tatsächlich, eines Abends nach dem Gottesdienst behielt die Kerze heimlich einen Funken Glut in ihrem Docht, als sie nicht recht ausgeblasen wurde. Als niemand mehr nach ihr sah, fing sie, angefacht durch einen Luftzug, wieder zu brennen an. Als die arme Kirchenmaus sie so in der großen, dunklen Kirche sah, konnte sie zunächst keinen Ton herausbringen. Noch nie hatte das Mäuschen die große Kirche so gesehen, die kleine Kerzenflamme verwandelte die Dunkelheit der Kirche in ein wunderbares Spiel aus Licht und Schatten. „Oh, ist das schön!“, piepste das Mäuschen und lief zur Bienenwachskerze hin. In deren Nähe war es ganz hell. Und die arme Kirchenmaus fühlte sich dort bei der Kerze so wohlig warm, wie sonst nur im Sommer an einem warmen Stein. „Danke!“, flüsterte das Mäuschen der Kerze zu. „Danke, so schön war es noch nie hier in meiner Kirche.“ Da lächelte die Bienenwachskerze und fast hatte es den Anschein, als würde sie beim Lächeln kleiner.

Lange, lange Zeit saß die Maus bei der Kerze. Warm war es dort, hell und schön. Die arme Kirchenmaus genoss diese Nacht. Ihr war es, als würde sie im Licht und der Wärme der Bienenwachskerze baden. Doch plötzlich erschrak das Mäuschen. „Du bist ja ganz klein geworden!“, piepste das Mäuschen. „Merkst Du das erst jetzt?“, erwiderte die Kerze mit leiser Stimme. „Komm, ich will Dir ein Geheimnis verraten!“, flüsterte sie. Und das Mäuschen spitzte seine Ohren.

Die Bienenwachskerze begann zu reden: „Mäuschen, Glück ist brennen und vergehen. Verstehst Du das?“ Das Mäuschen schüttelte den Kopf. „Nun, was wir zusammen erlebt haben, Mäuschen, das ging nur, weil ich mich nicht gefürchtet habe, kleiner zu werden. Hätte ich eine große, schöne, duftende Bienenwachskerze bleiben wollen, hätte ich nie das Glück in Deinen dunklen Mäuseaugen sehen können. Nie hätte ich Deine Freude miterlebt, wenn ich den Funken nicht im Docht hätte glimmen lassen und für Dich gebrannt hätte.

Ohne mein Leuchten wäre die Kirche jetzt dunkel und kalt und nicht warm und erhellt.“ „Das verstehe ich“, sagte die Kirchenmaus. „Weil Du brennst und kleiner wirst, ist es schön für mich und ich bin froh. Du verschenkst Dich mit Licht und Wärme an mich.“ „Das hast Du schön gesagt“, erwiderte die kleine Bienenwachskerze. „Ja, ich verschenke mich an Dich, damit Du glücklich bist.“ Mit großen Augen schaute das Mäuschen die immer kleiner werdende Bienenwachskerze an. „Glück ist brennen und vergehen“, murmelte es.

Die Bienenwachskerze nickte und strahlte noch einmal besonders hell. Ihr Lichtschein fiel auf das Gesicht des gekreuzigten Jesus, der aus Holz geschnitzt am Altarkreuz hing. Fast war es der Kirchenmaus so, als habe er gelächelt.
Auch später ging es der kleinen Maus oft so, daß sie in stillen Augenblicken diesen Jesus anschaute, wenn ihr die Bienenwachskerze in den Sinn kam und ihr der Satz einfiel: Glück ist brennen und vergehen.

(Verfasser unbekannt)

Ich wünsche Euch allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!

Sonntag, 15. November 2015

"In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden." (Joh. 16, 33)

Liebe Brüder und Schwestern!

Nach den schrecklichen Anschlägen von Paris mit mindestens 129 Todesopfern steht die Welt unter Schock. Gefühle wie Hilflosigkeit, Trauer, Wut aber auch Angst davor, dass der Terror möglicherweise auch in Deutschland Fuß fassen könnte, machen sich breit. Manch einer mag sich auch fragen, wie denn der "liebe Gott" all das zulassen könne. Ist denn ein Gott, der nichts gegen das Hinschlachten von Unschuldigen unternimmt, überhaupt allmächtig? Ist ihm vielleicht sogar der Frieden in dieser Welt entglitten?

Gerade jetzt im Monat November gegen Ende des Kirchenjahres ist in den Evangeliumstexten viel von Endzeit und Weltuntergang die Rede. Angesichts der immer schrecklicher werdenden Nachrichten könnte man auch auf die Idee kommen, dass es bald soweit ist. Doch wird in der Heiligen Schrift auch deutlich, dass Gott der Herr ist und bleibt. Er hat die Welt erschaffen und er allein bestimmt auch, wann diese Welt untergehen wird. Denn "jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater." (Mk. 13, 31b)

Jesus Christus, der Sohn Gottes, hat die Welt am Kreuz überwunden. Er starb für unsere Sünden, unsere Ängste, Sorgen und Nöte. Ihm ist nichts entglitten und wir brauchen keine Angst zu haben.

Dem Terror und der scheinbaren Ohnmacht können wir mit Gebet antworten. Beten wir für die Toten in Paris! Beten wir für die Einsatzkräfte! Beten wir für die Politiker! Beten wir für den Frieden in der Welt! Beten wir aber auch für die Terroristen! Begegnen wir dem Hass mit Liebe!

Ein Benediktinerpater brachte es sehr treffend auf den Punkt: Frieden ist eine Gabe! Er ist eine Gabe Gottes und eine Aufgabe für uns Menschen! Vergessen wir das nicht!

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

© Br. Colin MacTarbh MMXV

Sonntag, 1. November 2015

"Das ist es, was Gott will, eure Heiligung." (1. Thess. 4, 3) - Gedanken zu Allerheiligen

Liebe Brüder und Schwestern!

Sind wir heilig? Oder sind wir doch eher scheinheilig? Manche unter uns nennen sich gar unheilig. ;-)

Doch wer oder was ist heilig? Was bedeutet überhaupt heilig? In der Bibel kennen wir vor allem drei Begriffe für das Wort heilig: Das hebräische "qadosh" sowie "chasid" und das griechische "hagios". Während "chasid" eher "gottesfürchtig" und "fromm" (vergleichbar mit dem griechischen "osios") bedeutet, stehen die Begriffe "qadosh" und "hagios" für etwas (oder auch jemanden), das (bzw. der) von etwas Gewöhnlichem abgesondert ist.

Der Begriff "Heiligkeit" wird in der Bibel ausschließlich auf Gott bezogen. Wenn nun also in der Bibel jemand oder etwas als heilig bezeichnet wird, dann ist er bzw. es für Gott ausgesondert. Erst dann, wenn ein Mensch sozusagen Eigentum Gottes wird, ist er als heilig zu bezeichnen.

Als Christen wurden wir durch die Taufe in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen. Wir sind eine abgesonderte Gruppe, die zu Gott, zum Herrn, also seiner Kirche, gehört. Genau das spiegelt sich auch im Wort "Kirche" wider, das sich vom griechischen "kyriakä" = "zum Herrn gehörend", ableitet. So ist es zu erklären, wenn Paulus den Römerbrief an "alle in Rom, die von Gott geliebt sind, die berufenen Heiligen" (Röm. 1, 7) adressiert oder wenn er von sich als "dem Geringsten unter allen Heiligen" (Eph. 3, 8) spricht. So gesehen sind wir alle zur Heiligkeit berufen.

Das Fest Allerheiligen (Festum Omnium Sanctorum), das wir heute begehen, dient zum Gedenken an alle Heiligen und zwar explizit auch an solche, die nicht kanonisiert (= durch die Kirche heilig gesprochen) wurden sowie an die Heiligen, um deren Heiligkeit niemand weiß als Gott.

Ob es eine Verbindung zum keltischen Fest Samhain gibt, ist umstritten und nicht sicher. Dagegen spricht, dass der Termin für Allerheiligen zuerst im 8. Jahrhundert in Italien eingeführt wurde, wo Samhain unbekannt war. Sicher ist aber, dass entgegen so mancher Behauptung kein "Totengott" mit dem Namen Samhain bekannt ist. Sicher ist aber auch, dass das Fest Halloween (allen Verteufelungen zum Trotz) durchaus einen Bezug zu Allerheiligen hat. Der Begriff Halloween leitet sich von "All Hellows Eve'" ab, was nichts anderes als den (Vor-)Abend von Allerheiligen bezeichnet. Es ist durchaus möglich, dass sich in die Halloweenbräuche keltische und heidnische Traditionen mit christlichen Traditionen vermischt haben.

Darf man als Christ nun Halloween feiern? Nun, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Bibel gibt uns da einen wertvollen Tipp: "Prüft alles, und behaltet das Gute!" (1. Thess. 5, 21).

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

© Br. Colin MacTarbh MMXV

Sonntag, 25. Oktober 2015

"Meine Zeit steht in deinen Händen." (Ps. 31, 16a - LÜ)

Liebe Brüder und Schwestern!

Letzte Nacht endete die Sommerzeit. Die Uhren wurden eine Stunde zurückgestellt. Ganz einfach.

Wer würde es sich nicht für sein eigenes Leben wünschen, einfach mal die Zeit zurückdrehen? In der Vergangenheit begangene Fehler korrigieren, Versäumtes nachholen, Schönes erneut erleben? Auch in der modernen Physik hält man es mittlerweile für möglich, Zeitreisen zu begehen und in die Vergangenheit oder auch in die Zukunft zu reisen. Science-Fiction-Filme, wie beispielsweise StarTrek machen es uns ja bereits vor, ganz einfach in der Zeit zu reisen. Ganz einfach?

Das, was die Lutherübersetzung mit "Zeit" wiedergibt, wird in der Einheitsübersetzung mit "Geschick" übersetzt. Ein anderes Wort für "Geschick" ist "Schicksal". Hier wird auch deutlich, dass es nicht etwa um Zeitreisen oder um die Korrektur verpasster Chancen geht.

Unser Schicksal, ja, unser ganzes Leben liegt allein in der Hand Gottes. Auf ihn dürfen wir uns immer verlassen und auf ihn vertrauen.

Der bekannte Baptistenprediger Charles Haddon Spurgeon (1834 - 1892) formulierte es in einem Kommentar zu Psalm 31 einmal so: "Der unumschränkte Herr der Geschicke hat alle Zeitereignisse und Zeitumstände unseres Lebens in seiner Gewalt. Wir sind kein herrenloses Gut; auch werden wir nicht, wie ein Schiff ohne Steuermann, auf dem Ozean des Schicksals von den Wogen hin und her geworfen, sondern eine kundige Hand, ja die unendliche Weisheit selbst, steuert unser Boot dem Friedenshafen zu. Die göttliche Vorsehung ist ein sanftes Ruhekissen für sorgenbeschwerte Gemüter und ein Grab für alle Gedanken des Verzagens."

Lassen wir es zu, dass der göttliche Steuermann das Steuer unseres Lebens übernimmt und somit auch zum Kapitän unseres Lebens wird! Vertrauen wir auf ihn und legen unser Leben in seine Hand, ganz einfach. Amen.

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

© Br. Colin MacTarbh MMXV

Sonntag, 18. Oktober 2015

"Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!" (Mk. 16, 15)

Liebe Brüder und Schwestern!

Dumpfe Trommelwirbel erschütterten die altehrwürdigen Mauern der Klosterkirche. Männer und Frauen in weißen Gewändern sangen wildklingende Lieder und tanzten scheinbar extatisch zu ihren Klängen. Doch plötzlich ging eine Pforte auf und eine Reihe schwarzgekleideter Männer mit ernsten Gesichtern betrat die Bühne des Geschehens, gefolgt von Priestern, zwei Äbten und sogar einem Bischof.

Was wie ein Szenario aus einem Horrorstreifen anmutete, in dem ein Exorzismus, eine Teufelsaustreibung anstand, war heute in einem deutschen Benediktinerkloster Realität. Doch natürlich hatte das mitnichten etwas mit einem Exorzismus zu tun, sondern es handelte sich hierbei um den Einzug des Klosterkonvents zur allsonntäglichen Messe. Anläßlich des Weltmissionssonntags waren Gäste aus der Benediktinerabtei Ndanda in Tansania zu Gast, die einen Flair afrikanischer Lebens- und Glaubensfreude ins kalte Europa mitbrachten. Das Aufeinandertreffen, um nicht zu sagen Aufeinanderprallen, verschiedener Nationen und Kulturen wirkte wie ein Kontrastprogramm.

Im 19. und 20. Jahrhundert machten sich deutsche Missionsbenediktiner auf nach Afrika, um dort getreu der heutigen Perikope das Evangelium zu verkünden. Zahlreiche Klostergründungen fanden statt und viele Einheimische bekehrten sich (übrigens ganz ohne Zwang!!!) zum Christentum.

Damals handelte es sich weniger um einen gleichberechtigten Austausch von Wissen und Kultur, sondern quasi um eine Art "Export". Heute jedoch brachten die afrikanischen Gäste sehr viel mit. Manchmal dauert ein Austausch anscheinend länger. ;-)

Eine Gottesdienstteilnehmerin bemerkte, die afrikanischen Frauen und Männer wären wie die Kinder. Diese Bemerkung war nicht negativ gemeint, sondern zielte darauf ab, dass wir etwas verloren hätten, was jene Leute uns neu vermittelten: Kindliche Freude am Leben und Glauben. Gemessen an deutschen Maßstäben ist der Lebensstandard der afrikanischen Gäste sicherlich sehr viel geringer als bei uns. Und doch, in gewisser Weise sind sie reicher als wir, bewahrten sie sich doch einen Schatz, der vielen von uns verlorenging: Unbekümmerte Freude, auf ihre ganz eigene für uns kindlich anmutende Weise.

Ich denke, genau das ist es, was Jesus meinte, als er sagte, wir sollten werden wie die Kinder. In gewisser Weise wurden heute WIR missioniert. Auf die Frage, was wir in Europa von der Kirche in Tansania lernen könnten, antwortete ein afrikanischer Priester: "Die Kirche in Deutschland muss aufhören zu schlafen. Hört auf zu schlafen!"

Wer das eingangs erwähnte Kontrastprogramm erlebt hatte, dem war klar, was gemeint war. Aber auch eine gewisse Wachsamkeit gegenüber schlechten Einflüssen ist hier gemeint. Oft genug dreht sich die Kirche um sich selbst anstatt Antworten zu geben. Gerade in unserer heutigen Zeit ist es wichtig, dass die Kirche wieder zum Volk geht und ihm, wie sich Luther einst ausdrückte, "aufs Maul schaut".

Lasst uns wieder mehr auf die Leute zugehen! Geben wir ihnen Antworten auf ihre Fragen! Hören wir ihnen zu, wenn sie ihre Anliegen und Meinungen vorbringen! Das ist Kirche und das ist auch Mission. Mission bedeutet auch Dialog. Dialog bedeutet Austausch. Also, den anderen (übrigens auch und gerade andere Religionen) kennenlernen, das Gute annehmen und Gemeinsamkeiten entdecken. Es bedeutet aber auch, unterschiedliche Standpunkte stehenzulassen. "Prüft alles und behaltet das Gute!" (1. Thess. 5, 21)

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen fruchtbringenden Austausch!

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

© Br. Colin MacTarbh MMXV

Sonntag, 4. Oktober 2015

"Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres Herrn!" (Eph 5,20)

Liebe Brüder und Schwestern,

die Kirche feiert am ersten Sonntag im Oktober das Erntedankfest. Lasst uns kurz innehalten und darüber nachdenken, wofür wir dankbar sein können: Ich bin mir sicher, jede/r von uns findet genug Grund zum Danken.

Ein heißer Sommer mit für unsere Breiten ungewöhnlich hohen Temperaturen liegt hinter uns. Viele von uns haben diese Zeit sehr genossen, haben Abkühlung in Seen, Schwimmbädern oder Biergärten gesucht. Wer Urlaub oder Ferien hatte, hatte zusätzlich besonders Zeit und Muße, die hohen Temperaturen zu genießen.

Doch in früheren Jahrhunderten wäre diese Hitzeperiode eine Katastrophe gewesen. Durch die hohen Temperaturen und die damit verbundene Trockenheit über einen längeren Zeitraum hat es massive Ernteausfälle gegeben. Früher wären Hungesrnöte die Folge gewesen. Hat schon mal jemand von Euch ernsthaft gehungert? Damit meine ich keine Diät, FdH oder wie sich das alles nennt. Ich meine echten und bohrenden Hunger, der nicht gestillt werden kann, weil es schlicht nichts zu essen gibt. Wohl niemand von unserer jetzigen Generation kann ernsthaft behaupten, jemals Hunger gelitten zu haben. Auch das ist genug Grund zum Danken.

Aber habt Ihr Euch das heutige Bibelwort mal genauer angeschaut? Wofür sollen wir danken? Für all das Schöne und Gute, was wir erlebt haben? Sicherlich. Doch sollen wir für alles danken. Das beinhaltet auch das vermeintlich Schlechte und Gemeine, das uns widerfahren ist. Hierfür zu danken, bedeutet, es anzunehmen und zu ertragen. Wenn wir das schaffen, wächst etwas anderes: Vertrauen. Vertrauen darauf, dass Gott für uns sorgt und vermeintlich schlechte Dinge in Gutes verwandeln kann.

Ich wünsche uns den Mut und die Kraft, uns immer wieder aufs Neue auf ihn einzulassen und ihm zu vertrauen! Gott, dem Herrn, sei Dank für alle Dinge! Amen!

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

© Br. Colin MacTarbh MMXV

Montag, 14. September 2015

Andacht zum "Hildegardtag"

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Amen!

Liebe Brüder, liebe Schwester!

Wir haben uns auf den Weg gemacht, um auf den Spuren der Hl. Hildegard von Bingen und zumindest ansatzweise eine Ahnung von ihrem Wirken und Leben zu erhalten. „Hildegard, Äbtissin, Mystikerin, geboren im Jahr 1098, Gründerin der Klöster Rupertsberg und Eibingen, wies in ihrem Buch „Scivias“ den mystischen Weg des Aufstiegs der Seele durch Beschauung und Leiden.Sie wirkte als Bußpredigerin und Beraterin von geistlichen und weltlichen Großen. + 17. September 1179 auf dem Rupertsberg.“ Soweit die Kurzbeschreibung im Monastischen Stundenbuch der Benediktiner. Passenderweise sind wir kurz vor ihrem Gedenktag hier, der in der katholischen Kirche an ihrem Todestag (17. September) kommenden Donnerstag begangen wird.

Doch was bedeutet das eigentlich, eine Mystikerin zu sein, was bedeutet Mystik? Nun, dazu muss muss man wissen, dass der Ausdruck „Mystik“ vom griechischen „mystikos“ kommt, was soviel wie „geheimnisvoll“ bedeutet. Damit ist allgemein, übrigens auch außerhalb des Christentums, die Erfahrung einer göttlichen Realität bzw. die Bemühung um eine solche Erfahrung gemeint. Oder, stark vereinfacht ausgedrückt, in der Mystik wird Gott erlebbar und erfahrbar.

Nach eigenen Aussagen erlebte Hildegard ab ca. 1141 (sie lebte damals schon im Kloster Disibodenberg) unwiderstehlich starke Visionen. Da sie diese nicht zuordnen konnte, suchte sie Rat bei Bernhard von Clairvaux, Gründer des Zisterzienserordens. Dieser antwortete ihr „„Wir freuen uns mit dir über die Gnade Gottes, die in dir ist. Und was uns angeht, so ermahnen und beschwören wir dich, sie als Gnade zu erachten und ihr mit der ganzen Liebeskraft der Demut und Hingabe zu entsprechen. […] Was können wir übrigens noch lehren oder wozu ermahnen, wo schon eine innere Unterweisung besteht und eine Salbung über alles belehrt?“

Sie begann aufgrund einer Erscheinung, die sie als Auftrag Gottes verstand, ihre Visionen niederzuschreiben. In ihrem Hauptwerk „Scivias Domini“ (Wisse die Wege des Herrn), kurz „Scivias“ genannt, ließ sie, selbst des Lateinischen nicht mächtig, über einen Zeitraum von 6 Jahren ihre Visionen und theologischen Vorstellungen niederschreiben. In diesem Buch sind 35 Miniaturbilder enthalten, die zur Verdeutlichung ihrer Texte dienen. Leider gilt die Originalhandschrift seit dem 2. Weltkrieg als verschollen. Im Kloster, in dem wir vorhin waren befindet sich jedoch eine Kopie aus dem Jahr 1939.

Lassen wir aber Hildegard kurz selbst zu Wort kommen. In der Scivias äußert sie sich dazu folgendermaßen: „„Ich aber, obgleich ich diese Dinge hörte, weigerte mich lange Zeit, sie niederzuschreiben – aus Zweifel und Missglauben und wegen der Vielfalt menschlicher Worte, nicht aus Eigensinn, sondern weil ich der Demut folgte und das so lange, bis die Geißel Gottes mich fällte und ich ins Krankenbett fiel; dann, endlich bewegt durch vielerlei Krankheit […] gab ich meine Hand dem Schreiben anheim. Während ich's tat spürte ich […] den tiefen Sinn der Heiligen Schrift; und ich erhob mich so selbst von der Krankheit durch die Stärke, die ich empfing und brachte dies Werk zu seinem Ende – eben so – in zehn Jahren. […] Und ich sprach und schrieb diese Dinge nicht aus Erfindung meines Herzens oder irgend einer anderen Person, sondern durch die geheimen Mysterien Gottes, wie ich sie vernahm und empfing von den himmlischen Orten. Und wieder vernahm ich eine Stimme vom Himmel, und sie sprach zu mir: Erhebe deine Stimme und schreibe also!“

Natürlich ist mir klar, dass ich Hildegard nicht mit diesen kurzen Auszügen aus ihrem Leben gerecht werden kann. Doch wichtig ist mir in diesem Zusammenhang, dass es kein exklusives Privileg Hildegards war, Gott intensiv erfahren zu dürfen. Aus der Heiligen Schrift wissen wir, dass sich Gott von jedem finden lässt, der ihn mit aufrichtigem Herzen sucht.

Ich persönlich wünsche mir, Gott genauso intensiv erleben zu dürfen, ihn mit allen meinen Rezeptoren zu erfahren, wie es offenbar Hildegard vergönnt war. Lassen wir uns auf dieses Abenteuer unseres Lebens ein! Machen wir es wie Hildegard, die von Papst Benedikt XVI. zur Kirchenlehrerin und damit zum Vorbild für die gesamte heilige Kirche erhoben wurde! Unser heutiger Ausflug ist ein kleiner physischer Ansatz und vielleicht können wir ja ein Stück weit Hildegard und ihr göttliches Wirken erspüren. Doch hierbei darf es nicht bleiben, sondern muss sich durch unser weiteres Leben ziehen. Zum Abschluß eine Frage, die aber jeder für sich alleine beantworten muss: Sind wir, bin ich zu dieser Herausforderung bereit und können „JA“ zu Gott sagen?

Gott, du Quelle des Lebens, du hast die heilige Hildegard mit prophetischem Geist erfüllt. Hilf uns, nach ihrem Vorbild über deine Wege nachzusinnen und deiner Führung zu folgen, damit wir in der Dunkelheit dieser Welt das Licht deiner Klarheit erkennen. Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater und der Sohn und Heilige Geist. Amen.

Gelobt sei Jesus Christus! – In Ewigkeit, amen!

(c) Brother Colin MacTarbh MMXV - Es gilt das gesprochene Wort.

Montag, 3. August 2015

Schönen Urlaub!

Liebe Brüder und Schwestern!

Es ist soweit! Nach langer Zeit habe ich endlich wieder Urlaub - ganze drei Wochen! Das Wetter passt auch gut dazu und so haben sich die Wetterfrösche beeilt, zumindest erstmal für diese Woche eine Hitzewelle anzukündigen.

Im Urlaub hat man auch endlich Zeit, mal so über dieses oder jenes nachzudenken. Mir selbst drängte sich die Idee auf, mal über das Thema "Urlaub" nachzudenken. Obwohl ich auch Personalrat und Gewerkschafter bin, soll hier allerdings die arbeits- und tarifrechtliche Bedeutung des Urlaubs außer acht gelassen werden.

Was bedeutet eigentlich Urlaub? Woher kommt dieser Begriff?

Wie so viele Ausdrücke und Redewendungen stammt auch der Begriff "Urlaub" aus dem Mittelhochdeutschen. Dort kennt man den Begriff "Urloup", was soviel wie "Erlaubnis" bedeutet. Damit war gemeint, dass ein Höherrangiger dem Ritter die Erlaubnis geben konnte, wegzugehen, sich zu entfernen. Bei Hartmann von Aue, einem der bedeutendsten Vertreter der sog. "mittelhochdeutschen Klassik" (um 1200) beispielsweise finden wir folgendes:

"nû was der künec Artûs gereit. der schiet mit urloube dan", was übersetzt heißt: "Nun war der König Artus reisefertig. Er nahm Abschied dann." Noch deutlicher wird Hartmann von Aue hier: "sus wart dâ urloup genomen..." Das kann man auch hier schon so übersetzen: "So wurde da Urlaub genommen...".

Später wurde dann daraus die Erlaubnis, der Arbeit berechtigterweise fernzubleiben, also seinen Erholungsurlaub zu nehmen.

So weit, so gut. Ich kann es nun natürlich nicht lassen zu überlegen, wie das eigentlich mit Jesus ist. Hat Jesus eigentlich Urlaub gemacht? Klar, wir wissen natürlich, dass Jesus Jude war und als solcher das Gebot der Sabbatruhe eingehalten hat. Aber Urlaub? Urlaub doch wohl eher nicht oder doch?

Nun, Bibelleser sind klar im Vorteil. ;-) Man nehme also die Bibel zur Hand und schlage nach bei Markus, Kapitel 6, Vers 31 und 32. Dort heißt es:

"Da sagte er zu ihnen: 'Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus.' Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein."

Da haben wir's. Auch Jesus nimmt zusammen mit seinen Jüngern eine Art Kurzurlaub. Hintergrund ist, dass Jesus seine Jünger auf eine vermutlich sehr anstrengende Missionsreise geschickt hatte (vgl. Mk. 6, 7-13), von der sie soeben etwas ausgepowert zurückgekehrt waren.

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen, ob Ihr nun verreist oder daheim ausspannt, einen wunderschönen und erholsamen Urlaub! Genießt ihn, denn Ihr habt ihn Euch redlich verdient!

Denjenigen unter Euch, die verreisen, gebe ich nachfolgenden irischen Reisesegen mit auf den Weg:

Der Herr sei mit Dir, wenn Du gehst,
er segne Dich, wenn Du zurückkommst.
Er begleite Dich auf Deinen Reisen,
er segne die Straße und ihre Tücken.

So segne Dich der gütige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen!

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

© Br. Colin MacTarbh MMXV

Sonntag, 2. August 2015

„Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ (Joh. 6, 35)

Liebe Brüder und Schwestern!

Heute morgen bin ich, zumindest für einen Sonntagmorgen, ungewöhnlich früh aufgewacht und aufgestanden. Ich las diese Bibelstelle, genauer gesagt, die gesamte Perikope für den heutigen Sonntag (Joh. 6, 24 - 35). "Brot des Lebens", so las ich und prompt wurde ich an die Eucharistefeier erinnert. Brot des Lebens, Eucharistiefeier, Begegnung mit Jesus. Genauso lehrt es auch unsere Kirche. Es zog mich daher auch mit Macht in die Messe in unserer Pfarrei.

Ok, könnte man denken, dann ist an dieser Stelle dieser Denkanstoß also beendet. Besuch der Messe und gut ist's. Jedem das Seine.

Doch was hat es mit diesem Brot auf sich? Nun, weiter vorne im Text, finden wir einen wichtigen Hinweis: "Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen." (V. 31). Wir werden hier in die Zeit des Exodus zurückversetzt, also in die Zeit, in der das Volk der Israeliten aus der Knechtschaft in Ägypten geflohen war. Gott versorgte sein Volk mit Manna, bei dem es sich um "etwas Feines, Knuspriges, fein wie Reif" (vgl. Ex. 16 ,14) handelte. Die Kirchenväter haben hier ein Vorausbild für die Eucharistie gesehen.

Interessant ist, dass die Israeliten das Manna nicht aufbewahren durften, sondern taggleich aufbrauchen mussten. Ansonsten verdarb es. Lediglich am Tag vor dem Sabbat durften sie soviel sammeln, dass es für zwei Tage reichte, um am Sabbat nicht arbeiten zu müssen. Darum bitten wir auch im Vaterunser: "Unser tägliches Brot gib uns heute."

Aber wieso Brot? Nun, das Brot war schon von altersher das Grundnahrungsmittel Nummer 1. Klar, zunächst geht es hier um die leibliche Speise. Doch wird auch deutlich, dass wir Jesus, das Brot des Lebens brauchen, um im übertragenen Sinne nie wieder zu hungern.

Jesus ist das wahre Brot! Er ist das fleischgewordene Wort Gottes, mit dem wir uns in der Eucharistie vereinen und von dem wir uns ernähren!

Und genau das ist es, worum es geht. Mir ist keine andere Religion bekannt, in der eine Gottheit sich so klein macht und sich für uns hingibt. Es gibt Religionen, die teilweise sehr viele Götter verehren. Welche dieser Gottheiten aber macht es so wie unser Gott? Da ist keine, auch nicht eine!

Panem de caelo praestitisti eis.
Omne delectamentum in se habentem.

Oremus! Deus, qui nobis sub sacramento mirabili passionis tuae memoriam reliquisti: tribue, quaesumus, ita nos corporis et sanguinis tui sacra mysteria venerari, ut redemptionis tuae fructum in nobis jugiter sentiamus. Qui vivis et regnas in saecula saeculorum.
Amen.

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

© Br. Colin MacTarbh MMXV



Sonntag, 7. Juni 2015

Zum Handfasting 6. Juni 2015

Dominus vobiscum!

Liebes Brautpaar, verehrte Anwesende,
wir kommen nun zu den Fürbitten für das junge Glück.

OREMUS!
Propitiare, Domine, supplicationibus nostris, et institutis tuis, quibus propagationem humani generis ordinasti, benignus assiste: ut, quod te auctore jungitur, te auxiliante servetur. Per Dominum nostrum Jesum Christum Filium tuum: Qui tecum vivit et regnat in unitate Spiritus Sancti Deus per omnia sæcula sæculorum. Amen.

Vorhin haben wir gehört, zumindest der Bräutigam sei „stockkatholisch“. Nun, viele verbinden mit „stockkatholisch“ auch „stockkonservativ“. Bis zu einem gewissen Punkt sind wir Katholiken sicherlich auch konservativ. Der Begriff „konservativ“ kommt aus dem Lateinischen von dem Wort „conservativus“, das soviel wie „erhaltend, bewahrend“ bedeutet. In diesem Sinne sind auch die Anhänger der Naturreligionen, umgangssprachlich oft auch als Heiden bezeichnet, konservativ. Denn auch sie bewahren das, was ihnen wertvoll und wichtig erscheint.

Umso ungewöhnlicher mag daher erscheinen, was nun kommt. Es folgt das Vaterunser mal anders, das ich vor kurzem in den Weiten des WWW gefunden habe. Es lädt auch Nichtchristen zum Nachdenken ein:

Sag nicht VATER, wenn Du Dich nicht jeden Tag wie ein Sohn/eine Tochter verhältst!
Sag nicht UNSER, wenn Du nur an Dich selbst denkst!
Sag nicht IM HIMMEL, wenn Du nur an Erdendinge denkst!
Sag nicht GEHEILIGT WERDE DEIN NAME, wenn Du ihn nicht lobpreist!
Sag nicht DEIN REICH KOMME, wenn Du es mit persönlichem Erfolg verwechselst!
Sag nicht DEIN WILLE GESCHEHE, wenn Du nicht auch Leiden annimmst!
Sag nicht GIB UNS UNSER TÄGLICHES BROT, wenn Du nicht mit anderen teilst!
Sag nicht VERGIB UNS UNSERE SCHULD, wenn Du mit anderen streitest!
Sag nicht FÜHRE UNS NICHT IN VERSUCHUNG, wenn Du deine guten Vorsätze nicht ausführst!
Sag nicht ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN, wenn Du nicht für das Gute eintrittst!
Sag nicht AMEN, wenn Du die Worte dieses Gebetes nicht ernst nimmst!

Nun aber hören wir das Vaterunser in lateinischer Sprache. Wer will, ist gerne dazu eingeladen, das Gebet laut oder leise mitzubeten.

OREMUS!

Pater noster, qui es in caelis:
sanctificetur nomen tuum.
Adveniat regnum tuum.
Fiat voluntas tua,
sicut in caelo, et in terra.
Panem nostrum cotidianum da nobis hodie.
Et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris.
Et ne nos inducas in tentationem,
sed libera nos a malo.
Amen.

Benedicat nos omnipotens Deus, Pater et Filius et Spiritus Sanctus! Amen!

(c) Br. Colin MacTarbh MMXV - Es gilt das gesprochene Wort!


Mittwoch, 27. Mai 2015

"Herr, lehre uns beten." (Lk. 11. 1a) - Zum Handfasting von Rebecca und Ben 24. Mai 2015

Dominus vobiscum!

Liebes Brautpaar, verehrte Anwesende,

man hat mich gebeten, für das Brautpaar christliche Fürbitten zu formulieren. Diesem Anliegen komme ich sehr gerne nach, doch damit beginnen schon die Schwierigkeiten.

Denn was wünscht man einem jungen Paar, was möchte man ihm gern mit auf den Weg geben? Gesundheit? Ein langes Leben? Wohlstand?

Ich bin mir sicher, jedem der hier Anwesenden würden genügend Wünsche für das junge Glück einfallen. Und doch, ist das genug? Haben wir nicht vielleicht doch den einen oder anderen Segenswunsch vergessen?

Viele Fragen, viele Worte. Ich beschloß daher, einfach in der Bibel eine Art „Anleihe“ zu nehmen. Denn dort wird berichtet, dass auch die Jünger Jesu einst vor derselben Frage standen. Im 11. Kapitel des Lukasevangeliums erfahren wir, dass die Jünger zu Jesus sagten: „Herr, kehre uns beten.“ (Lk. 11,1) Und aus dem Matthäusevangelium wissen wir, dass wir nicht viele Worte machen sollen, denn unser Vater im Himmel weiß, was wir brauchen, noch bevor wir ihn bitten. Übrigens steht dort eigentlich auch, wir sollen beim Beten nicht plappern wie die Heiden, aber da heute so viele Heiden anwesend sind, hab ich das jetzt einfach mal weggelassen. ;-) )*

Aus diesem Grund möchte ich im Vertrauen auf den Heiligen Geist, dessen Fest wir Christen am heutigen Pfingsttag begehen, dem Brautpaar das Vaterunser in lateinischer Sprache mitgeben. Die heutige Forschung geht übrigens davon aus, dass das Vaterunser tatsächlich auf Jesus zurückzuführen ist.

OREMUS!
Pater noster, qui es in caelis:
sanctificetur nomen tuum.
Adveniat regnum tuum.
Fiat voluntas tua,
sicut in caelo, et in terra.
Panem nostrum cotidianum da nobis hodie.
Et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris.
Et ne nos inducas in tentationem,
sed libera nos a malo.
Amen.

© Br. Colin MacTarbh MMXV – Es gilt das gesprochene Wort.

)* Anmerkung: Ich bin verschiedentlich danach gefragt worden, ob denn das mit dem Plappern tatsächlich so in der Bibel steht. Ja, das steht da tatsächlich und zwar im Matthäusevangelium, Kapitel 6, Vers 7 und 8. Dort heißt es: "Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie; denn euer Vater im Himmel weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet." Das altgriechische Wort, das hier mit "plappern" übersetzt wird (battologeo) bedeutet soviel wie "stammeln, schwatzen".

Samstag, 28. Februar 2015

Impuls über die Mystikerin Madeleine Delbrêl (1904 - 1964)

Liebe Geschwister,

Thomas und ich waren am 20. Februar 2015 für unsere Gemeinschaft beim Jahrestreffen der Geistlichen Gemeinschaften im Bistum Augsburg.

Nach einer Messe hielt Dr. Michael Lechner, derzeit für ein Jahr kommissarischer Leiter der Abteilung Spirituelle Dienste und somit Nachfolger von Domkapitular Daffner, den ja einige unter uns erlebt haben, einen Vortrag über die französische Mystikerin Madeleine Delbrêl. Da ich mich nicht für berufen genug halte, seinen gesamten Vortrag hier wiederzugeben, möchte ich nur kurz einige Gedanken dazu, die mir persönlich wichtig geworden sind, wiedergeben. Doch vorab ein paar Worte über sie selbst.

Madeleine Delbrêl wurde am 24. Oktober 1904 als Tochter eines einfachen Eisenbahnbeamten geboren. Ihre Mutter, Tochter eines Fabrikbesitzers, entstammte der bürgerlichen Schicht, deren Werte sie auch verkörperte. Bedingt durch den Beruf des Vaters wechselte sie bis zu ihrem 9. Lebensjahr neunmal den Wohnsitz. Dadurch wurde ein regelmäßiger Schulbesuch unmöglich, weshalb sie Privatunterricht erhielt und Begabungen im schriftstellerischen, musikalischen und künstlerischen Bereich entwickelte.

Unter dem Einfluss der schrecklichen Geschehnisse des Ersten Weltkrieges und der atheistischen Freunde ihres Vaters bekannte sie sich bereits mit 16 zum Atheismus. Sie studierte damals bereits an der Sorbonne in Paris Kunst und Philosophie. Hier entsteht in Anlehnung an das berühmte Nietzschezitat folgender Satz: „Gott ist tot. Es lebe der Tod.“ Später schreibt sie über diese Zeit: „Mit 15 war ich strikt atheistisch und fand die Welt täglich absurder.“

An ihrem 19. Geburtstag verlobte sie sich mit Jean Maydieu, der sie jedoch verließ und in das Noviziat bei den Dominikanern eintrat. Gleichzeitig verlor ihr Vater sein Augenlicht. Madeleine geriet in tiefste Depressionen und wurde schwer krank.

In der Verarbeitung der dadurch entstandenen Schmerzen suchte Madeleine nach der tiefsten Quelle der Liebe, die sie in der Beziehung erlebt hatte. Beeindruckt war sie von dem Vertrauen, aus der ihr Ex-Verlobter und seine Mitbrüder lebten. Sie gewann die Überzeugung, dass die Existenz Gottes logischerweise genauso wahrscheinlich sei wie seine Nicht-Existenz. Sie beschloss zu beten und erlebte durch die Begegnungen mit Gott ihre Bekehrung. Sie erwog sogar, in den Orden der Unbeschuhten Karmeliten einzutreten, verwarf dieses Vorhaben jedoch, da sie bei ihrem Vater gebraucht wurde.

In jener Zeit lernte sie Abbé Jacques Lorenzo kennen, die sie unterstützte und ihr vorschlug, sich in ihrer Pfarrei zu engagieren. Dadurch wurde sie Gruppenführerin bei den Pfadfindern. Im Oktober 1931 begann sie eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin, da sie hierbei die Möglichkeit sah, ihren Glauben mitten in der Welt zu leben.

Mit zwei Mitstreiterinnen aus ihrer Pfadfindergruppe kam sie 1933 nach Ivry, um die dortige Sozialstation zu übernehmen. Sie gründeten eine Caritasgruppe, um als Laien nach den Evangelischen Räten zu leben. Durch den Aufschwung in Ivry siedelten sich dort immer mehr Arbeiter an. Schließlich übernahmen die Kommunisten in Ivry als erster französischer Stadt die Regierung. Madeleine überlegte, in die Kommunistische Partei einzutreten. Jedoch hielt sie die Erkenntnis, wie hasserfüllt die Kommunisten mit Andersdenkenden umgingen, davon ab.

Während des Zweiten Weltkriegs engagierte sich Madeleine in einem Priesterseminar, das gegründet worden war, um der zunehmenden Entchristlichung der Bevölkerung und erstarkendem Atheismus entgegenzuwirken.
Nach dem Krieg zog sich Madeleine aus der Öffentlichkeitsarbeit zurück, führte in ihrer Gemeinschaft den Haushalt und kümmerte sich um die Gästebetreuung.

1952 unternahm sie eine Wallfahrt nach Rom, um für die Arbeiter zu beten. In der Zeit von 1954 bis 1958 war Madeleine sehr krank. Dennoch schaffte sie es, in dieser Zeit ihr Buch „Christ in einer marxistischen Stadt“ zu schreiben.

1961 wurde sie von Erzbischof Victor Sartre, Erzbischof von Antananarivo (Madagaskar) gebeten, bei den Vorbereitungen für das Zweite Vaticanum zu helfen. Das Ende des Zweiten Vaticanum sollte sie jedoch nicht mehr erleben; am 13. Oktober1964 stirbt sie an ihrem Schreibtisch an einem Schlaganfall.

Soweit die Kurzbiographie. Doch was macht diese Frau so besonders?

Der Schweizer Theologe Hans Urs von Balthasar sagte über sie, ihre Texte seien „von einer eigentümlichen Dichte, nicht in einem Stück zu lesen.“

Ein anderes Zeugnis über sie sagt interessanterweise: „Sie legt uns das Zeitalter nach dem Konzil aus.“ Interessant deshalb, weil sie bereits 1964, also vor Abschluß des Konzils, verstarb.

Die Schwergewichte ihres Lebens waren Gott, Jesus Christus und die Kirche. Dies wird vor allem aus ihren Worten deutlich.

Einige Kostproben habe ich Euch nun mitgebracht, damit Ihr Euch selbst ein Bild machen könnt.

„In der Taufe hat der Christ seine Freiheit gegen die Freiheit Christi eingetauscht.“

„Wenn Gott überall ist, wie kann es dann sein, dass ich so oft woanders bin?“

Ein besonders schöner Text:
„Geht in euren Tag hinaus
ohne vorgefasste Ideen,
ohne die Erwartung von Müdigkeit,
ohne Plan von Gott,
ohne Bescheidwissen über ihn,
ohne Enthusiasmus,
ohne Bibliothek –
geht so auf die Begegnung mit ihm zu.
Brecht auf ohne Landkarte –
und wisst, dass Gott unterwegs
zu finden ist,
und nicht erst am Ziel.
Versucht nicht,
ihn nach Originalrezepten zu finden,
sondern lasst euch von ihm finden
in der Armut eines banalen Lebens.“

Noch ein wunderbarer Text:

"Der Glaube ist in der Zeit und für die Zeit;
jene Zeit nämlich,
in der sich dieses menschliche Leben abspielt.
Man könnte sagen:
Der Glaube ist die Liebe Gottes,
die sich in diese Zeit einbringt;
der Glaube ist der zeitliche Einsatz
der Liebe Gottes.

Und insofern es sich um unsere Zeit handelt,
so wird der Glaube von uns nur dann kraftvoll gelebt,
wenn er uns erleuchtet und stärkt
im Jetzigen, Augenblicklichen, Unmittelbaren."

Fazit: Bevor ich in Augsburg den Vortrag von Herrn Dr. Lechner gehört habe, ging es mir wie wohl den meisten von Euch. Ich kannte Madeleine Delbrêl dem Namen nach, ohne sie jedoch einordnen zu können. Durch den gehörten Vortrag habe ich großes Interesse und Lust darauf, diese Frau näher kennenzulernen.

Zum Abschluß möchte ich Euch noch mitgeben, wie der Heilige Papst Johannes Paul II. im Jahr 2004 zu französischen Bischöfen über sie sprach.

"Liebe Mitbrüder im Bischofsamt, zum Schluss unserer Begegnung möchte ich an die bedeutende Persönlichkeit Madeleine Delbrêl erinnern, deren 100. Geburtstag wir feiern. Sie wirkte mit am Missionsprojekt der Kirche in Frankreich im 20. Jahrhundert, besonders an der Gründung der "Mission de France" und ihres Seminars in Lisieux. Ihr leuchtendes Zeugnis möge allen Gläubigen helfen, sich in Gemeinschaft mit ihren Hirten im Alltagsleben und in den unterschiedlichen Kulturen zu verwurzeln, damit es - durch ein Leben im brüderlichen Geiste - von der Neuheit und Kraft des Evangeliums durchdrungen werden kann! Die Gläubigen sollen in ihrem Herzen und Leben das Bewusstsein ihrer Zugehörigkeit zur Kirche wachhalten: " Es ist das Bewusstsein, Glieder der Kirche Jesu Christi zu sein, teilzuhaben am Geheimnis seiner >communio< und an seiner apostolischen und missionarischen Kraft" (Christifideles laici, 64). Dann können sie sich wirklich dem Dienst ihrer Brüder und Schwestern widmen."

Und so wünsche ich uns allen mit den Worten von Madeleine, die man nach ihrem Tod fand, genau dieselbe Hingabe.

„Ich will das, was Du willst. Ohne mich zu fragen, ob ich es kann. Ohne mich zu fragen, ob ich es will.“

Amen.

© Br. Colin MacTarbh MMXV
Es gilt das gesprochene Wort.

Mittwoch, 18. Februar 2015

"Kehrt um und glaubt an das Evangelium!" (Mk. 1, 15b)

Liebe Brüder und Schwestern!

Mit dem Aschermittwoch beginnen die 40 Tage der Fastenzeit, die schließlich im größten aller kirchlichen Feste, dem Osterfest münden. Die Fastenzeit soll uns als Vorbereitung und Hinführung zu Ostern dienen. Wir erinnern uns auch, dass Jesus vor Beginn seines öffentlichen Wirkens ebenfalls 40 Tage in die Wüste geführt und versucht wurde.

"Kehrt um" oder, wie Luther übersetzte, "tut Buße und glaubt an das Evangelium!" Das Neue Testament wurde bekanntlich in altgriechischer Sprache verfasst. Das dort verwendete Wort für "kehrt um" lautet "metanoeite". Es bedeutet eigentlich soviel wie "denkt um" oder, freier übersetzt, "denkt weiter".

Ich denke, genau das ist es, worum es geht. Wer umdenkt, wird sich irgendwann von falschen Wegen abwenden. So vollzieht sich der Prozess vom (innerlichen) Umdenken zur (auch äußeren) Umkehr. Wir alle sollten uns ständig prüfen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Das kann in jeder Hinsicht sein. Befinde ich mich als Christ noch auf dem richtigen Weg mit Jesus? Tue ich das, was Gott von mir erwartet? Steht mein Handeln noch im Einklang mit meinem Reden? Wie verhalte ich mich gegenüber meinen Mitmenschen, meiner Familie, meinen Freunden?

Später in dieser Perikope, in Vers 17, wird es konkreter: "Kommt her, folgt mir nach!" Wer Jesus begegnet, wird von Gott angesprochen. Wer seinen Ruf hört, muss sich entscheiden!

Lasst uns die 40 Tage zur (Selbst-)Reflexion nutzen! Es lohnt sich! AMEN!

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

Montag, 9. Februar 2015

"Der Herr denkt an uns, er wird uns segnen." (Ps. 115, 12a)

Liebe Brüder und Schwestern!

Heute verließ ich früher als sonst meine Arbeitsstätte, weil ich ohnehin etwas angegriffen war. Ich wollte es mir daheim gemütlich machen, abends noch schnell etwas einkaufen, um mir dann ein schmackhaftes Essen zuzubereiten. Also fuhr ich mit meinem Auto in meinen Wohnort, um an einer Tankstelle noch schnell den Geldautomaten zu "plündern".

Dann fuhr ich mit meinem Auto in Richtung Autobahn, um Zeit durch einen kleinen "Hüpfer" über die Autobahn einzusparen. Nur ein Rotlicht stoppte mich für kurze Zeit - wie ich dachte. Nachdem die Ampel auf grün umschaltete, gab ich Gas, fuhr über eine kleine, notdürftig geflickte, Fahrbahnunebenheit und dann krachte es auch schon. Die beiden Vorderreifen meines Fahrzeugs standen in entgegengesetzter Richtung voneinander ab. Zudem lief eine erhebliche Menge an Öl aus. Die Folge davon war, dass ich mein Auto abschleppen lassen musste und zudem ein Feuerwehreinsatz zum Abbinden des Öles erforderlich war. Ob und inwieweit das Auto wieder flottgemacht werden kann und was das kostet, kann ich derzeit noch nicht abschätzen. Eine erste vorsichtige Diagnose des herbeigerufenen "Gelben Engels" ergab, dass Antriebswelle und Rad abgerissen sind.

Eigentlich könnte man ja hier nun die Erzählung beenden und vielleicht noch darüber mutmaßen, ob ich mich entweder im Bibelwort vertan habe oder es vielleicht einfach nur abgeschrieben habe, ohne es vorher durchzulesen.

Und doch ist mir, wenn man das konsequent weiterdenkt, heute Abend Segen widerfahren. Die Unfallstelle ist vielleicht 100 Meter von der Autobahnauffahrt entfernt. Unter normalen Umständen wäre ich auf die Autobahn gefahren und hätte mein Fahrzeug auf die dort erlaubten 120 km/h beschleunigt. Wäre das alles bei einer solchen Geschwindigkeit passiert, wäre ich vermutlich nicht unverletzt aus dem Fahrzeug gestiegen, hätte möglicherweise bleibende Schäden davongetragen. Vielleicht wäre ich dabei sogar ums Leben gekommen.

Aber: Ich bin körperlich wohlauf und habe nicht einmal eine Schramme. Für mich bedeutet das, dass Gott an mich gedacht und auf mich aufgepasst hat. Sein Schutzengel stand mir, wie in meinem Leben schon so oft, zur Seite. Es ist ein Segen, dass wir einen so fürsorglichen himmlischen Vater haben. Natürlich ist es für mich zunächst ärgerlich, dass mein Auto hinüber ist und dass ich nicht weiß, ob ich es jemals wieder in Betrieb nehmen kann.

Aber, hey, ich lebe und habe keinerlei körperliche Beeinträchtigungen. Ja, der Herr denkt an uns, er wird uns segnen - und er hat mich heute wieder gesegnet. Amen!

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

Samstag, 24. Januar 2015

Gedanken zur "Darstellung des Herrn", "Mariä Lichtmess" und "Imbolc"

"Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit für dein Volk Israel." (Lk. 2, 30-32)

Liebe Brüder und Schwestern!

Heute ist es einen Monat her, das wir am Heiligen Abend das Weihnachtsfest begangen haben. Eigentlich keine lange Zeit, aber spüren wir jetzt noch den Lichterglanz des Weihnachtsfestes?

Auch in der Kirche ist mittlerweile wieder "Alltag", manifestiert im so genannten "Jahreskreis". Und doch geht Weihnachten weiter! Vor der Liturgiereform im Zusammenhang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil dauerte die Weihnachtszeit noch länger und zwar bis zum Fest "Darstellung des Herrn", früher "Mariä Lichtmess" genannt, das am 2. Februar gefeiert wird. Noch heute ist es in vielen süddeutschen Gegenden Sitte, dass Krippe und Weihnachtsbaum bis zu diesem Tag stehen bleiben - übrigens auch bei mir. In naturreligiösen Kreisen ist dieses Fest auch als "Imbolc" bekannt, das in der Nacht vom 1. auf den 2. Februar gefeiert wird.

Interessant ist, dass sowohl in der christlichen als auch in der heidnischen "Version" dieses Festes das Licht eine große Rolle spielt. Der Sage nach lag auf dem Weg von Jerusalem nach Bethlehem ein Kloster, das von einer gewissen Hikelia gegründet worden sein soll. Hikelia hat demnach ihre Mönche mit Kerzen ausgestattet, um damit Jesus entgegen und mit ihm gemeinsam in die Heilige Stadt zu ziehen. Ab dem 5. Jahrhundert sind hieraus die Kerzen- und Lichterprozessionen entstanden, die in der römisch-katholischen Kirche auch heute noch Brauch sind. Im heidnischen Bereich hingegen ist es Sitte, dass im Haus sämtliche Lichter für einige Minuten angemacht werden und auch Rituale verstärkt mit Kerzen abgehalten werden, um die Hoffnung auf den nahenden Frühling durch die immer länger werdenden Tage widerzuspiegeln.

In der keltischen Mythologie Irlands ist Imbolc auch das Fest der Brigid von Kildare. An dieser Brigid scheiden sich dann die Geister. Je nach Sichtweise war Brigid eine Göttin oder eine Heilige. So gibt es Stimmen, die behaupten, Brigid von Kildare habe es nie gegeben und es handle sich bei der Heiligen in Wahrheit um eine keltische Göttin, die quasi in die Heilige umgewandelt worden sei. Auf der anderen Seite gibt es Behauptungen, die sagen, diese keltische Göttin sei in Wahrheit eine Erfindung, um die Heilige Brigid zu denunzieren und damit dem Heiligen Patrick eine Konkurrentin vom Hals zu schaffen. Wieder andere sehen in ihr eine Äbtissin und sogar eine Bischöfin, die durch ein Versehen eines römisch-katholischen Bischofs geweiht worden sein soll, der sie für einen Mann hielt. Der Bischof bemerkte wohl seinen Irrtum, hielt ihn dann aber für das Wirken des Heiligen Geistes.

Wie dem auch sei, das Licht ist all diesen Glaubensrichtungen gemeinsam. Für uns Christen ist Jesus Christus das Licht. Er kam in die Welt, um auch den Heiden die Erleuchtung zu bringen, damit sie sich als Teil des erwählten Volkes ihm zuwenden - so sagt das die in der Überschrift zitierte Perikope. Der Psalmist sagt: "Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, / ein Licht für meine Pfade." (Ps. 119, 105).

Möge uns in diesem Sinne der Herr immer den rechten Weg zeigen und Licht in unser Dunkel bringen! Amen!

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

Sonntag, 18. Januar 2015

"Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Mühsal, keine Plage. Denn was früher war, ist vergangen." (Offb. 21, 4)

Liebe Brüder und Schwestern!

Heute, am 18. Januar 2015, wäre meine geliebte Mutter 75 Jahre alt geworden. Sie starb am 9. Juni 1993 nach langer schwerer Krankheit. Obwohl das nun bald 22 Jahre zurück liegt, vermisse ich sie nach wie vor sehr. Entsprechend habe ich mich heute auch, mit einer Bibel "bewaffnet", zu ihrem Grab auf dem Münchner Waldfriedhof aufgemacht, um ihr dort nahe zu sein.

Die in der Überschrift zitierte Bibelstelle lese ich dort immer sehr gerne. Jeder, der schon einmal einen geliebten Menschen verloren hat, weiß, wie man sich fühlt. Es ist eine Mischung aus Trauer, Wut, Verzweiflung, Leere und all das hat auch seine Berechtigung. Dieser Gefühlsmix dauert eben, solange er dauert.

Und doch, bei all dem ist auch Hoffnung. Hoffnung, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Hoffnung, dass wir unsere Lieben eines Tages wiedersehen werden. Genau davon spricht diese Bibelstelle. Es wird eine Zeit kommen, in der wir nicht mehr trauern müssen. Wir werden mit unseren Lieben vereint sein, da es einfach keinen Tod mehr geben wird. Die ganze Schöpfung wird durch Gottes Herrlichkeit verwandelt werden, eben in einem neuen himmlischen Jerusalem.

Einen Vorgeschmack darauf erleben wir Katholiken in jeder Heiligen Messe. Bei der Eucharistie berühren sich Himmel und Erde, ja, der Himmel steht offen und wir feiern mit der ganzen Heiligen Kirche Eucharistie (= Danksagung). Das bedeutet, dass auch unsere Verstorbenen bei der Eucharistie zugegen sind und mit uns feiern. Sie sind uns nah und wir sind ihnen nah.

Zum Abschluss kann ich es nicht lassen, obigen Bibelvers nochmals in lateinischer Sprache wiederzugeben, in der er einfach wundervoll klingt:

"Et absterget omnem lacrimam ab oculis eorum, et mors ultra non erit, neque luctus neque clamor neque dolor erit ultra, quia prima abierunt."

AMEN!

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

Sonntag, 11. Januar 2015

Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus. (Jes. 42,3)

Liebe Brüder und Schwestern!

Mit dem heutigen Sonntag und dem Fest "Taufe des Herrn" endet die Weihnachtszeit. Jetzt kommt wieder der Jahreskreis, der liturgisch betrachtet sozusagen der "kirchliche Alltag" ist. Den Lichterglanz der Weihnachtszeit lassen wir nun hinter uns.

Wie tröstlich ist da der oben genannte Bibelvers, der der heutigen ersten Lesung entnommen ist. Es ist das erste der vier sogenannten "Gottesknechtlieder". An ihm kann man ermessen, wie Jesus als Sohn Gottes mit uns umgeht. Wir brauchen keine Angst zu  haben, wenn wir ihm Alltag genickt wurden und nicht mehr weiterkommen. Möglicherweise ist auch unser Feuer für Jesus zusammengefallen und nur noch zu einem Glimmen verkommen.  Viele würden nun sagen, ach, es hat doch eh keinen Zweck mehr. Schmeiß das Rohr weg, da es zu nichts mehr taugt. Das Feuer ist auch ausgegangen, war wohl nichts.

Doch Jesus ist anders, Gott sei Dank!  Er zerbricht nicht die, die ohnehin schon geknickt sind, sondern richtet sie wieder auf! Den glimmenden Docht löscht er nicht, sondern facht das Feuer wieder neu an!

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

Samstag, 3. Januar 2015

Neue Wege

Liebe Brüder und Schwestern!

Manchmal muss man einfach neue Wege gehen. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, Blogs zu erstellen. Ob das funktioniert, hängt vor allem von Euch ab, den geneigten Leserinnen und Lesern.

Gedacht ist, dass der bisherige Denkanstoß durch den Blog ersetzt wird. Gleichzeitig beabsichtige ich aber, den Denkanstoß nicht nur auf Bibelworte zu beschränken, sondern auf verschiedene Themen zu erweitern. Ihr dürft genauso gespannt sein, wie ich selbst es bin!

Möge Gott allezeit mit Euch sein!