MacTarbh

Sonntag, 8. Januar 2017

Desiderata

Liebe Brüder und Schwestern!

Vorab wünsche ich Euch allen für das neue Jahr Gottes reichen Segen! Möge der Herr allezeit mit Euch sein!

Das ging jetzt wirklich sehr schnell. Die Weihnachtszeit ist wie im Flug vergangen. Heute feiern wir das Fest "Taufe des Herrn", das aus liturgischer Sicht das Ende der Weihnachtszeit darstellt. Soeben habe ich auch meine Weihnachtskrippe abgebaut und ab morgen kehrt hier wieder der Alltag ein.

Gerade jetzt an Weihnachten wurde mir wieder schmerzlich bewusst, wie eng Freud und Leid doch beieinander liegen. Durfte ich an Heiligabend noch das Fest der Menschwerdung Gottes feiern und mich daran erfreuen, so erreichte mich am 1. Weihnachtsfeiertag die Nachricht, dass an Heiligabend meine Tante in Flensburg verstorben sei. Sie stand mir sehr nahe und erst im September 2016 durfte ich 10 wundervolle Tage mit ihr verbringen. Es war eine sehr schöne Zeit und nichts deutete darauf hin, dass wir uns in diesem Leben nicht mehr wiedersehen würden.


Sie möge in Frieden ruhen und das Ewige Licht leuchte ihr!

Selbstverständlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, nach Flensburg zu fahren und ihr die letzte Ehre zu erweisen. Obwohl der Anlass für ein Familientreffen natürlich sehr traurig war, war es einfach wunderbar, viele Familienmitglieder nach langer Zeit wiederzusehen und mit ihnen Gemeinschaft zu haben.

Über Tod und Trauer habe ich mich ja bereits an anderer Stelle ausgelassen, siehe auch hier: (klick mich). Von daher erspare ich mir und Euch die Wiederholung. Stattdessen bringe ich Euch das Gedicht "Desiderata", auch bekannt als "Lebensregel von Baltimore". Da steckt so viel Wahrheit und Weisheit drin. Lest es und vieles, was Euch vorher bewegt hat, wird Euch ziemlich unwichtig vorkommen. Aber lest selbst:

"Gehe gelassen inmitten von Lärm und Hast und denke daran, welcher Friede in der Stille sein mag.

Soweit wie möglich versuche mit allen Menschen auszukommen, ohne dich zu unterwerfen. Sprich deine Wahrheit ruhig und klar und höre anderen zu, auch den Dummen und Unwissenden, auch sie haben ihre Geschichte. Vermeide laute und aggressive Personen, sie sind eine Plage für die Seele.

Wenn du dich mit anderen vergleichst, dann magst du eitel oder bitter werden, denn es gibt immer größere und geringere Menschen als du. Freue dich über deine Erfolge und Pläne. Nimm deine Arbeit ernst, aber bleibe bescheiden; es ist ein wirklicher Besitz in den wechselnden Geschicken des Lebens.

Sei vorsichtig mit geschäftigen Dingen, denn die Welt ist voller Listen. Aber sei nicht blind für das Gute. Viele Menschen streben nach hohen Idealen und überall ist das Leben voller Größe.

Sei du selbst. Besonders heuchle keine Zärtlichkeit. Sei aber auch nicht zynisch in Bezug auf die Liebe. Denn angesichts aller Trockenheit und Entzauberung ist sie wiederkehrend wie das Gras.

Nimm gütig den Rat der Jahre an und lass mit Anmut die Dinge der Jugend hinter dir. Nähre die Stärke der Seele, um im plötzlichen Unglück nicht schutzlos zu sein. Aber beunruhige dich nicht mit Grübelein. Viele Ängste werden aus Erschöpfung und Einsamkeit geboren. Abgesehen von einer gesunden Disziplin sei milde mit dir selbst. Du bist ein Kind des Universums, nicht weniger als die Bäume und die Sterne; du hast ein Recht hier zu sein.

Und ob es dir klar ist oder nicht, kein Zweifel, das Universum entfaltet sich wie es soll. Deshalb sei in Frieden mit Gott. Wie immer du ihn dir auch vorstellst und was immer deine Mühe und Ziele sein mögen in der lärmenden Verwirrtheit des Lebens, halte Frieden mit deiner Seele. Mit all ihrem Schein, der Plagerei und den zerbrochenen Träumen ist es doch eine schöne Welt.

Sei achtsam und versuche glücklich zu werden."


Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

© Br. Colin MacTarbh MMXVII