MacTarbh

Donnerstag, 31. Dezember 2015

"Meine Kinder, es ist die letzte Stunde. Ihr habt gehört, dass der Antichrist kommt und jetzt sind viele Antichriste gekommen. Daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist." (1. Joh. 2, 18)

Liebe Brüder und Schwestern!

Mit diesem dramatisch und mittelalterlich (man denke nur an den "Ehrwürdigen Jorge" aus dem Film "Der Name der Rose") anmutenden Bibelwort möchte ich das Jahr 2015 beschließen.

So ein Jahreswechsel ist ja meist ein Zeitpunkt zum Innehalten und zu einem kurzen Rückblick. Es gab in diesem Jahr sicherlich viele schöne und weniger schöne Momente. Wir haben gelacht, geweint, gefeiert, getrauert, geschimpft, uns gefreut, gestritten und uns (hoffentlich) auch wieder versöhnt. Viele von uns fragen sich nun: "Was erwartet mich in 2016? Wie wird das neue Jahr? Was hält dieses neue Jahr für mich bereit? Finde ich das große Glück? Finde ich endlich die große Liebe?" So manch einer möchte nicht einfach abwarten, sondern die Zukunft schon mittels Bleigießen, Orakeln, Kartenlegen etc. im voraus erfahren.

Mal abgesehen davon, dass es sich hierbei um unchristliche Praktiken handelt, von denen wir als Christen die Finger lassen sollten, dürfen wir doch eins nicht vergessen: Unser gesamtes Leben steht in Gottes Hand. Nichts ist für ihn zu groß und nichts zu klein. Nichts kann ihm entgleiten oder durchrutschen. So lasst uns auch im kommenden Jahr unser Vertrauen auf Gott setzen!

Vielleicht noch ein Wort zum Antichristen, der im obigen Bibelvers genannt wird. Das Wort "anti" bedeutet im Altgriechischen weniger "gegen", sondern mehr "anstatt". Antichrist bedeutet also jemanden, der sozusagen an Christi Stelle auftritt. Das bedeutet, dass hier vor allem Irrlehrer gemeint sind, die leugnen, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist und somit die Behauptung aufstellen, Jesus sei nicht der Christus. Derlei Strömungen gab es bereits in der damals noch jungen Kirche, man denke zB an die Gnosis, und derlei Strömungen gibt es auch heute noch. Nicht umsonst mahnt uns die Heilige Schrift: "Prüft alles und behaltet das Gute." (1. Thess. 5, 21).

Für das Jahr 2015 ist nun wahrlich quasi die letzte Stunde gekommen. Ich würde mich sehr freuen, wenn mir die geneigte Leserin bzw. der geneigte Leser auch im kommenden Jahr 2016 die Treue hält. Die Bibel, die für uns Christen das inspirierte Wort Gottes ist, ist ein großer Schatz und ich versuche immer wieder gern, Euch das eine oder andere Kleinod aus diesem Schatz näherzubringen.

Ich wünsche Euch für 2016 alles erdenklich Gute, Gottes reichen Segen und vor allem Gesundheit, Gesundheit und Gesundheit!

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

© Br. Colin MacTarbh MMXV

Freitag, 25. Dezember 2015

Die Kirchenmaus und die Bienenwachskerze

Es war einmal eine arme Kirchenmaus, die lebte in einer großen, schönen, aber kalten Kirche. Leider gab es hier nur wenig zu fressen, deshalb fiel es der kleinen Maus gleich auf, als eines Tages in der Adventszeit ein süßer Honigduft durch die Kirche zog. „Hm“, schnupperte das Mäuschen. „Woher kommt dieser herrliche Duft?“ Und es folgte seiner Nase. Nicht lange, da stand die Kirchenmaus vor einer großen Bienenwachskerze, die zwischen Tannenzweigen aufgestellt war. „Oh, riechst Du schön!", sagte das Mäuschen. „Und wie ich erst leuchte!“, erwiderte die Bienenwachskerze. „Das würde ich gerne einmal sehen“, sagte das Mäuschen. „Ich bin immer nur in der Kirche, wenn keine Lichter mehr brennen.“

So beschloss die Bienenwachskerze, dass sie einmal für die Kirchenmaus ganz allein leuchten wollte. Tatsächlich, eines Abends nach dem Gottesdienst behielt die Kerze heimlich einen Funken Glut in ihrem Docht, als sie nicht recht ausgeblasen wurde. Als niemand mehr nach ihr sah, fing sie, angefacht durch einen Luftzug, wieder zu brennen an. Als die arme Kirchenmaus sie so in der großen, dunklen Kirche sah, konnte sie zunächst keinen Ton herausbringen. Noch nie hatte das Mäuschen die große Kirche so gesehen, die kleine Kerzenflamme verwandelte die Dunkelheit der Kirche in ein wunderbares Spiel aus Licht und Schatten. „Oh, ist das schön!“, piepste das Mäuschen und lief zur Bienenwachskerze hin. In deren Nähe war es ganz hell. Und die arme Kirchenmaus fühlte sich dort bei der Kerze so wohlig warm, wie sonst nur im Sommer an einem warmen Stein. „Danke!“, flüsterte das Mäuschen der Kerze zu. „Danke, so schön war es noch nie hier in meiner Kirche.“ Da lächelte die Bienenwachskerze und fast hatte es den Anschein, als würde sie beim Lächeln kleiner.

Lange, lange Zeit saß die Maus bei der Kerze. Warm war es dort, hell und schön. Die arme Kirchenmaus genoss diese Nacht. Ihr war es, als würde sie im Licht und der Wärme der Bienenwachskerze baden. Doch plötzlich erschrak das Mäuschen. „Du bist ja ganz klein geworden!“, piepste das Mäuschen. „Merkst Du das erst jetzt?“, erwiderte die Kerze mit leiser Stimme. „Komm, ich will Dir ein Geheimnis verraten!“, flüsterte sie. Und das Mäuschen spitzte seine Ohren.

Die Bienenwachskerze begann zu reden: „Mäuschen, Glück ist brennen und vergehen. Verstehst Du das?“ Das Mäuschen schüttelte den Kopf. „Nun, was wir zusammen erlebt haben, Mäuschen, das ging nur, weil ich mich nicht gefürchtet habe, kleiner zu werden. Hätte ich eine große, schöne, duftende Bienenwachskerze bleiben wollen, hätte ich nie das Glück in Deinen dunklen Mäuseaugen sehen können. Nie hätte ich Deine Freude miterlebt, wenn ich den Funken nicht im Docht hätte glimmen lassen und für Dich gebrannt hätte.

Ohne mein Leuchten wäre die Kirche jetzt dunkel und kalt und nicht warm und erhellt.“ „Das verstehe ich“, sagte die Kirchenmaus. „Weil Du brennst und kleiner wirst, ist es schön für mich und ich bin froh. Du verschenkst Dich mit Licht und Wärme an mich.“ „Das hast Du schön gesagt“, erwiderte die kleine Bienenwachskerze. „Ja, ich verschenke mich an Dich, damit Du glücklich bist.“ Mit großen Augen schaute das Mäuschen die immer kleiner werdende Bienenwachskerze an. „Glück ist brennen und vergehen“, murmelte es.

Die Bienenwachskerze nickte und strahlte noch einmal besonders hell. Ihr Lichtschein fiel auf das Gesicht des gekreuzigten Jesus, der aus Holz geschnitzt am Altarkreuz hing. Fast war es der Kirchenmaus so, als habe er gelächelt.
Auch später ging es der kleinen Maus oft so, daß sie in stillen Augenblicken diesen Jesus anschaute, wenn ihr die Bienenwachskerze in den Sinn kam und ihr der Satz einfiel: Glück ist brennen und vergehen.

(Verfasser unbekannt)

Ich wünsche Euch allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!