Liebe Brüder und Schwestern!
Letzte Nacht endete die Sommerzeit. Die Uhren wurden eine Stunde zurückgestellt. Ganz einfach.
Wer würde es sich nicht für sein eigenes Leben wünschen, einfach mal die Zeit zurückdrehen? In der Vergangenheit begangene Fehler korrigieren, Versäumtes nachholen, Schönes erneut erleben? Auch in der modernen Physik hält man es mittlerweile für möglich, Zeitreisen zu begehen und in die Vergangenheit oder auch in die Zukunft zu reisen. Science-Fiction-Filme, wie beispielsweise StarTrek machen es uns ja bereits vor, ganz einfach in der Zeit zu reisen. Ganz einfach?
Das, was die Lutherübersetzung mit "Zeit" wiedergibt, wird in der Einheitsübersetzung mit "Geschick" übersetzt. Ein anderes Wort für "Geschick" ist "Schicksal". Hier wird auch deutlich, dass es nicht etwa um Zeitreisen oder um die Korrektur verpasster Chancen geht.
Unser Schicksal, ja, unser ganzes Leben liegt allein in der Hand Gottes. Auf ihn dürfen wir uns immer verlassen und auf ihn vertrauen.
Der bekannte Baptistenprediger Charles Haddon Spurgeon (1834 - 1892) formulierte es in einem Kommentar zu Psalm 31 einmal so: "Der unumschränkte Herr der Geschicke hat alle Zeitereignisse und Zeitumstände unseres Lebens in seiner Gewalt. Wir sind kein herrenloses Gut; auch werden wir nicht, wie ein Schiff ohne Steuermann, auf dem Ozean des Schicksals von den Wogen hin und her geworfen, sondern eine kundige Hand, ja die unendliche Weisheit selbst, steuert unser Boot dem Friedenshafen zu. Die göttliche Vorsehung ist ein sanftes Ruhekissen für sorgenbeschwerte Gemüter und ein Grab für alle Gedanken des Verzagens."
Lassen wir es zu, dass der göttliche Steuermann das Steuer unseres Lebens übernimmt und somit auch zum Kapitän unseres Lebens wird! Vertrauen wir auf ihn und legen unser Leben in seine Hand, ganz einfach. Amen.
Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!
© Br. Colin MacTarbh MMXV
Sonntag, 25. Oktober 2015
Sonntag, 18. Oktober 2015
"Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!" (Mk. 16, 15)
Liebe Brüder und Schwestern!
Dumpfe Trommelwirbel erschütterten die altehrwürdigen Mauern der Klosterkirche. Männer und Frauen in weißen Gewändern sangen wildklingende Lieder und tanzten scheinbar extatisch zu ihren Klängen. Doch plötzlich ging eine Pforte auf und eine Reihe schwarzgekleideter Männer mit ernsten Gesichtern betrat die Bühne des Geschehens, gefolgt von Priestern, zwei Äbten und sogar einem Bischof.
Was wie ein Szenario aus einem Horrorstreifen anmutete, in dem ein Exorzismus, eine Teufelsaustreibung anstand, war heute in einem deutschen Benediktinerkloster Realität. Doch natürlich hatte das mitnichten etwas mit einem Exorzismus zu tun, sondern es handelte sich hierbei um den Einzug des Klosterkonvents zur allsonntäglichen Messe. Anläßlich des Weltmissionssonntags waren Gäste aus der Benediktinerabtei Ndanda in Tansania zu Gast, die einen Flair afrikanischer Lebens- und Glaubensfreude ins kalte Europa mitbrachten. Das Aufeinandertreffen, um nicht zu sagen Aufeinanderprallen, verschiedener Nationen und Kulturen wirkte wie ein Kontrastprogramm.
Im 19. und 20. Jahrhundert machten sich deutsche Missionsbenediktiner auf nach Afrika, um dort getreu der heutigen Perikope das Evangelium zu verkünden. Zahlreiche Klostergründungen fanden statt und viele Einheimische bekehrten sich (übrigens ganz ohne Zwang!!!) zum Christentum.
Damals handelte es sich weniger um einen gleichberechtigten Austausch von Wissen und Kultur, sondern quasi um eine Art "Export". Heute jedoch brachten die afrikanischen Gäste sehr viel mit. Manchmal dauert ein Austausch anscheinend länger. ;-)
Eine Gottesdienstteilnehmerin bemerkte, die afrikanischen Frauen und Männer wären wie die Kinder. Diese Bemerkung war nicht negativ gemeint, sondern zielte darauf ab, dass wir etwas verloren hätten, was jene Leute uns neu vermittelten: Kindliche Freude am Leben und Glauben. Gemessen an deutschen Maßstäben ist der Lebensstandard der afrikanischen Gäste sicherlich sehr viel geringer als bei uns. Und doch, in gewisser Weise sind sie reicher als wir, bewahrten sie sich doch einen Schatz, der vielen von uns verlorenging: Unbekümmerte Freude, auf ihre ganz eigene für uns kindlich anmutende Weise.
Ich denke, genau das ist es, was Jesus meinte, als er sagte, wir sollten werden wie die Kinder. In gewisser Weise wurden heute WIR missioniert. Auf die Frage, was wir in Europa von der Kirche in Tansania lernen könnten, antwortete ein afrikanischer Priester: "Die Kirche in Deutschland muss aufhören zu schlafen. Hört auf zu schlafen!"
Wer das eingangs erwähnte Kontrastprogramm erlebt hatte, dem war klar, was gemeint war. Aber auch eine gewisse Wachsamkeit gegenüber schlechten Einflüssen ist hier gemeint. Oft genug dreht sich die Kirche um sich selbst anstatt Antworten zu geben. Gerade in unserer heutigen Zeit ist es wichtig, dass die Kirche wieder zum Volk geht und ihm, wie sich Luther einst ausdrückte, "aufs Maul schaut".
Lasst uns wieder mehr auf die Leute zugehen! Geben wir ihnen Antworten auf ihre Fragen! Hören wir ihnen zu, wenn sie ihre Anliegen und Meinungen vorbringen! Das ist Kirche und das ist auch Mission. Mission bedeutet auch Dialog. Dialog bedeutet Austausch. Also, den anderen (übrigens auch und gerade andere Religionen) kennenlernen, das Gute annehmen und Gemeinsamkeiten entdecken. Es bedeutet aber auch, unterschiedliche Standpunkte stehenzulassen. "Prüft alles und behaltet das Gute!" (1. Thess. 5, 21)
In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen fruchtbringenden Austausch!
Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!
© Br. Colin MacTarbh MMXV
Dumpfe Trommelwirbel erschütterten die altehrwürdigen Mauern der Klosterkirche. Männer und Frauen in weißen Gewändern sangen wildklingende Lieder und tanzten scheinbar extatisch zu ihren Klängen. Doch plötzlich ging eine Pforte auf und eine Reihe schwarzgekleideter Männer mit ernsten Gesichtern betrat die Bühne des Geschehens, gefolgt von Priestern, zwei Äbten und sogar einem Bischof.
Was wie ein Szenario aus einem Horrorstreifen anmutete, in dem ein Exorzismus, eine Teufelsaustreibung anstand, war heute in einem deutschen Benediktinerkloster Realität. Doch natürlich hatte das mitnichten etwas mit einem Exorzismus zu tun, sondern es handelte sich hierbei um den Einzug des Klosterkonvents zur allsonntäglichen Messe. Anläßlich des Weltmissionssonntags waren Gäste aus der Benediktinerabtei Ndanda in Tansania zu Gast, die einen Flair afrikanischer Lebens- und Glaubensfreude ins kalte Europa mitbrachten. Das Aufeinandertreffen, um nicht zu sagen Aufeinanderprallen, verschiedener Nationen und Kulturen wirkte wie ein Kontrastprogramm.
Im 19. und 20. Jahrhundert machten sich deutsche Missionsbenediktiner auf nach Afrika, um dort getreu der heutigen Perikope das Evangelium zu verkünden. Zahlreiche Klostergründungen fanden statt und viele Einheimische bekehrten sich (übrigens ganz ohne Zwang!!!) zum Christentum.
Damals handelte es sich weniger um einen gleichberechtigten Austausch von Wissen und Kultur, sondern quasi um eine Art "Export". Heute jedoch brachten die afrikanischen Gäste sehr viel mit. Manchmal dauert ein Austausch anscheinend länger. ;-)
Eine Gottesdienstteilnehmerin bemerkte, die afrikanischen Frauen und Männer wären wie die Kinder. Diese Bemerkung war nicht negativ gemeint, sondern zielte darauf ab, dass wir etwas verloren hätten, was jene Leute uns neu vermittelten: Kindliche Freude am Leben und Glauben. Gemessen an deutschen Maßstäben ist der Lebensstandard der afrikanischen Gäste sicherlich sehr viel geringer als bei uns. Und doch, in gewisser Weise sind sie reicher als wir, bewahrten sie sich doch einen Schatz, der vielen von uns verlorenging: Unbekümmerte Freude, auf ihre ganz eigene für uns kindlich anmutende Weise.
Ich denke, genau das ist es, was Jesus meinte, als er sagte, wir sollten werden wie die Kinder. In gewisser Weise wurden heute WIR missioniert. Auf die Frage, was wir in Europa von der Kirche in Tansania lernen könnten, antwortete ein afrikanischer Priester: "Die Kirche in Deutschland muss aufhören zu schlafen. Hört auf zu schlafen!"
Wer das eingangs erwähnte Kontrastprogramm erlebt hatte, dem war klar, was gemeint war. Aber auch eine gewisse Wachsamkeit gegenüber schlechten Einflüssen ist hier gemeint. Oft genug dreht sich die Kirche um sich selbst anstatt Antworten zu geben. Gerade in unserer heutigen Zeit ist es wichtig, dass die Kirche wieder zum Volk geht und ihm, wie sich Luther einst ausdrückte, "aufs Maul schaut".
Lasst uns wieder mehr auf die Leute zugehen! Geben wir ihnen Antworten auf ihre Fragen! Hören wir ihnen zu, wenn sie ihre Anliegen und Meinungen vorbringen! Das ist Kirche und das ist auch Mission. Mission bedeutet auch Dialog. Dialog bedeutet Austausch. Also, den anderen (übrigens auch und gerade andere Religionen) kennenlernen, das Gute annehmen und Gemeinsamkeiten entdecken. Es bedeutet aber auch, unterschiedliche Standpunkte stehenzulassen. "Prüft alles und behaltet das Gute!" (1. Thess. 5, 21)
In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen fruchtbringenden Austausch!
Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!
© Br. Colin MacTarbh MMXV
Sonntag, 4. Oktober 2015
"Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres Herrn!" (Eph 5,20)
Liebe Brüder und Schwestern,
die Kirche feiert am ersten Sonntag im Oktober das Erntedankfest. Lasst uns kurz innehalten und darüber nachdenken, wofür wir dankbar sein können: Ich bin mir sicher, jede/r von uns findet genug Grund zum Danken.
Ein heißer Sommer mit für unsere Breiten ungewöhnlich hohen Temperaturen liegt hinter uns. Viele von uns haben diese Zeit sehr genossen, haben Abkühlung in Seen, Schwimmbädern oder Biergärten gesucht. Wer Urlaub oder Ferien hatte, hatte zusätzlich besonders Zeit und Muße, die hohen Temperaturen zu genießen.
Doch in früheren Jahrhunderten wäre diese Hitzeperiode eine Katastrophe gewesen. Durch die hohen Temperaturen und die damit verbundene Trockenheit über einen längeren Zeitraum hat es massive Ernteausfälle gegeben. Früher wären Hungesrnöte die Folge gewesen. Hat schon mal jemand von Euch ernsthaft gehungert? Damit meine ich keine Diät, FdH oder wie sich das alles nennt. Ich meine echten und bohrenden Hunger, der nicht gestillt werden kann, weil es schlicht nichts zu essen gibt. Wohl niemand von unserer jetzigen Generation kann ernsthaft behaupten, jemals Hunger gelitten zu haben. Auch das ist genug Grund zum Danken.
Aber habt Ihr Euch das heutige Bibelwort mal genauer angeschaut? Wofür sollen wir danken? Für all das Schöne und Gute, was wir erlebt haben? Sicherlich. Doch sollen wir für alles danken. Das beinhaltet auch das vermeintlich Schlechte und Gemeine, das uns widerfahren ist. Hierfür zu danken, bedeutet, es anzunehmen und zu ertragen. Wenn wir das schaffen, wächst etwas anderes: Vertrauen. Vertrauen darauf, dass Gott für uns sorgt und vermeintlich schlechte Dinge in Gutes verwandeln kann.
Ich wünsche uns den Mut und die Kraft, uns immer wieder aufs Neue auf ihn einzulassen und ihm zu vertrauen! Gott, dem Herrn, sei Dank für alle Dinge! Amen!
Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!
© Br. Colin MacTarbh MMXV
die Kirche feiert am ersten Sonntag im Oktober das Erntedankfest. Lasst uns kurz innehalten und darüber nachdenken, wofür wir dankbar sein können: Ich bin mir sicher, jede/r von uns findet genug Grund zum Danken.
Ein heißer Sommer mit für unsere Breiten ungewöhnlich hohen Temperaturen liegt hinter uns. Viele von uns haben diese Zeit sehr genossen, haben Abkühlung in Seen, Schwimmbädern oder Biergärten gesucht. Wer Urlaub oder Ferien hatte, hatte zusätzlich besonders Zeit und Muße, die hohen Temperaturen zu genießen.
Doch in früheren Jahrhunderten wäre diese Hitzeperiode eine Katastrophe gewesen. Durch die hohen Temperaturen und die damit verbundene Trockenheit über einen längeren Zeitraum hat es massive Ernteausfälle gegeben. Früher wären Hungesrnöte die Folge gewesen. Hat schon mal jemand von Euch ernsthaft gehungert? Damit meine ich keine Diät, FdH oder wie sich das alles nennt. Ich meine echten und bohrenden Hunger, der nicht gestillt werden kann, weil es schlicht nichts zu essen gibt. Wohl niemand von unserer jetzigen Generation kann ernsthaft behaupten, jemals Hunger gelitten zu haben. Auch das ist genug Grund zum Danken.
Aber habt Ihr Euch das heutige Bibelwort mal genauer angeschaut? Wofür sollen wir danken? Für all das Schöne und Gute, was wir erlebt haben? Sicherlich. Doch sollen wir für alles danken. Das beinhaltet auch das vermeintlich Schlechte und Gemeine, das uns widerfahren ist. Hierfür zu danken, bedeutet, es anzunehmen und zu ertragen. Wenn wir das schaffen, wächst etwas anderes: Vertrauen. Vertrauen darauf, dass Gott für uns sorgt und vermeintlich schlechte Dinge in Gutes verwandeln kann.
Ich wünsche uns den Mut und die Kraft, uns immer wieder aufs Neue auf ihn einzulassen und ihm zu vertrauen! Gott, dem Herrn, sei Dank für alle Dinge! Amen!
Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!
© Br. Colin MacTarbh MMXV
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