MacTarbh

Sonntag, 9. September 2018

"Er (Jesus) sagte zu dem Taubstummen: Effata!, das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit, und er konnte richtig reden." (Mk. 7, 34b.35)

Gnade sei mit Euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt! Amen!

Liebe Brüder und Schwestern!

Was ist ein Dialog? Meine alte Enzyklopädie von Bertelsmann definiert das folgendermaßen: "Dialog (griech. Zwiegespräch), Rede und Gegenrede zw. zwei oder mehreren Personen im Gegensatz zum Monolog".

Also, es handelt sich hierbei offensichtlich um ein Zweiergespräch. Ein solches Gespräch setzt allerdings voraus, dass beide Seiten reden und zuhören. Gott hört uns zu und redet zu uns, aber wir müssen auch (aktiv) zuhören und mit ihm sprechen.

So manch einer mag jetzt einwenden: 'Was, Gott redet? Ich habe ihn noch nie gehört. Angerufen hat er mich auch nicht. Wie also soll ich ihn hören?'

Mein Lieblingsbuch, die Bibel, hält hier eine interessante Geschichte bereit und zwar in 1. Könige 19. Der Prophet Elija sucht die Begegnung mit Gott. Besonders interessant sind die Verse 11 - 13:

"Da zog der Herr vorüber: Ein starker heftiger Sturm, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Erdbeben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat heraus und stellte sich an den Eingang der Höhle."

Wir kennen das alle aus unserem Alltag. Viele Eindrücke stürzen ununterbrochen auf uns ein. Oft bleibt uns kaum die Zeit, zwischendrin mal Luft zu holen. Da können wir die Stimme Gottes sehr leicht überhören.

An dieser Stelle möchte ich aus dem Prolog der Regel des Heiligen Benedikt zitieren, erst in Latein (weil's so schön ist) und dann liefere ich die Übersetzung natürlich nach.

"Obsculta, o fili, praecepta magistri et inclina aurem cordis tui, et admonitionem pii patris libenter excipe et effiaciter comple - Höre, mein Sohn, auf die Weisung des Meisters, neige das Ohr deines Herzens, nimm den Zuspruch des gütigen Vaters willig an und erfülle ihn durch die Tat!" (RB Prol. 1)

Das lateinische Wort "obsculta" bzw. auch "ausculta" bedeutet ein bewußtes (Hin-)Hören. Im Deutschen könnte man es besser mit dem etwas veralteten Wort "Horch" übersetzen. Ein Horchen auf die Stimme Gottes setzt aber wiederum ein Öffnen dafür voraus. Wie wir aus dem 1. Buch der Könige gelernt haben: Gottes Stimme ist auch leicht zu überhören.

Und so sind wir wieder bei der heutigen Perikope: Effata! Öffne Dich! Höre hin! Rede mit Gott! Gott wartet darauf, mit Dir in den Dialog zu treten! Mache Dich bereit! Ziehe Dich am besten jetzt gleich an einen stillen Ort zurück und bitte Gott, mit Dir zu reden.

"Rede, Herr, denn Dein Diener/Deine Dienerin hört!" (1. Sam. 3, 9b) - Amen!

Et pax Dei, quae exsuperat omnem sensum, custodiet corda vestra et intelligentias vestras in Christo Iesu. Amen!

© Br. Colin MacTarbh MMXVIII